Sehet, so ihr die Berge zu besteigen trachtet, darf es euch nicht an Entschlußkraft mangeln, denn alles, was hoch oben ist, muß gewissermaßen erklommen werden. Es kann ein träger Mensch nicht leicht sein Ziel erreichen, denn er muß doppelte Kraft anwenden, um dann jedoch mit doppelter Befriedigung herabzublicken und den zurückgelegten Weg zu segnen, der ihn zur Höhe geführt hat. So auch muß das geistige Streben betrachtet werden. Es ist gleichfalls ein immerwährendes Erklimmenwollen des Gipfels, der da ist die geistige Vollkommenheit. Der nimmermüde Wanderer ersteigt die Höhe mit Sicherheit, so er sich nicht beirren läßt von den Mühen und Anstrengungen, die ihm der Weg bringt. Sein Blick ist nach oben gerichtet, er scheut keine Mühe und strebt nur immer dem Ziel zu. Wenn sich die Wanderung auf Erden in gleicher Weise vollzieht, wenn der Mensch mit nach oben gewandtem Blick gleichfalls jede Anstrengung und Strapaze auf sich nimmt, wenn er sich nicht beirren läßt von den Augenblicksfreuden der Welt, sondern seine Seele vorausschickt in die oberen Regionen und allen Willen anwendet, um die geistige Höhe zu erreichen, so wird er auch dereinst befriedigt zurückblicken können auf den Erdenweg, und es wird ihn nimmer gereuen, was er hingegeben hat, um dieses Ziel zu erreichen, im Licht zu stehen und aller Leiden enthoben zu sein. Wer oben auf des Berges Gipfel steht und sich frei fühlt von aller Erdenlast, wer gleichsam dort seinem Herrn und Schöpfer näher zu sein glaubt, wer nun seinen Blick schweifen lassen kann über endlos weite Gegenden und alles in seiner Pracht und Schönheit erblickt, der wird sich ungefähr vorstellen können, in welcher geistigen Freiheit die Seele nach vollbrachtem Aufstieg alles um sie Bestehende erschauen kann, wie sie sich frei fühlt von jeder Erdenschwere und, im Licht der göttlichen Gnadensonne stehend, unsägliche Wonnen genießen darf. Und ist auch der Aufstieg mühevoll, so ist doch der Lohn ein so unvergleichlich herrlicher, daß er tausendfach aufwiegt alle Leiden und Entsagungen, die vorangegangen sind....
Amen
ÜbersetzerBehold, if you aspire to climb the mountains, you must not lack strength of purpose, for everything that is high up must, as it were, be climbed. A sluggish man cannot easily reach his aim, for he must apply double strength in order to look down with double satisfaction and bless the path he has travelled which has led him to the heights. Spiritual striving must also be regarded in this way. It is likewise a perpetual desire to climb to the summit, which is spiritual perfection. The tireless wanderer ascends the heights with certainty, if he does not allow himself to be distracted by the toils and efforts which the path brings him. His gaze is directed upwards, he spares no effort and strives only towards the aim. If the walk on earth takes place in the same way, if the human being with his gaze turned upwards also takes every effort and strain upon himself, if he does not let himself be distracted by the momentary pleasures of the world but sends his soul ahead into the upper regions and uses all his will to reach the spiritual height, he will one day be able to look back with satisfaction on his earthly path, and he will never regret what he has sacrificed to reach this aim, to stand in the light and be relieved of all suffering. Anyone who stands on top of the mountain and feels free from all earthly burdens, who believes to be closer to his lord and creator, as it were, who can now let his gaze wander over endless vast regions and behold everything in its splendour and beauty, will be able to roughly imagine the spiritual freedom in which the soul can behold everything that exists around it after having completed its ascent, how it feels free from all earthly heaviness and, standing in the light of the divine sun of grace, may enjoy unspeakable delights. And even if the ascent is arduous, the reward is so incomparably glorious that it outweighs a thousandfold all the sufferings and renunciations that preceded it....
Amen
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